Historischer Rundgang durch Glinde
Wir laden Sie nun auf einen Rundgang durch Glinde ein. Dabei führen wir Sie an allen historisch bedeutsamen Gebäuden der Stadt vorbei und verraten Ihnen, wie diese heute genutzt werden. Der Rundgang kann in einem etwa zweistündigen Spaziergang erkundet werden.
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Ausgangspunkt ist das Alte Gutshaus
Das von alten Glindern liebevoll „Das Schlösschen“ genannte Gebäude befindet sich zentral in der Stadtmitte, Möllner Landstraße 53, in einer teilweise noch erhaltenen Parkanlage mit Gutsteich und Fragmenten der alten Gutsmauer. Noch bis 1971 war es von Scheunen, Ställen und Nebengebäuden eingerahmt und die Kühe begrüßten mitten in einer rasant wachsenden Großgemeinde die Gäste. 1971/72 wurde der landwirtschaftliche Betrieb in die Feldmark ausgelagert. Von dem damals neu errichteten Gut ist nicht mehr viel erhalten geblieben, aber es lebt im „Golf Club Gut Glinde“ fort.
Der Hamburger Anwalt Dr. Edward Bartels Banks ließ es errichten. Seine erste Blüte erlebte das Gut Glinde jedoch erst, als es der Ökonomierat Franz Rudorff aus Hildesheim 1894 pachtete und 1901 erwarb. Er richtete die „Sanitätsmilchwirtschaft“ ein, die in der Fachwelt große Beachtung fand. 1912 wurde das Gut von dem gebürtigen Friesen Sönke Nissen gekauft, der durch Diamantenfunde in Afrika als Oberingenieur von Bahnprojekten zu Reichtum gekommen war. Nissen gab dem bis dahin etwas verspielten Gutshaus sein heutiges Gesicht. Er ließ es durch den Hamburger Architekten Odt im Stile eines nordelbischen Herrenhauses mit klassizistischen Elementen umbauen. Sönke Nissen (sen.) starb bereits 1923. Von da an befand sich das Gut Glinde über Jahrzehnte im Eigentum des „Sönke-Nissen-Nachlasses“.
Dieser verpachtete den landwirtschaftlichen Betrieb 1927 an Emil Pritschau. Dieser führte das Gut zu neuer Blüte und baute die Sanitätsmilchwirtschaft zur „Glinder Vorzugsmilch“ aus, die im weiten Umkreis bekannt wurde. Milchwagen aus Glinde lieferten die begehrte Frischmilch bis weit nach Hamburg hinein. Einer der Milchwagen steht übrigens noch in einem der Wagenschauer an der Glinder Mühle. Auch die alte Gutskutsche ist dort zu finden. In den 1960er Jahren war der Abriss des Gutshauses vorgesehen gewesen, um der „modernen“ Hochhausbebauung den nötigen Raum zu verschaffen. Glücklicherweise gelang es, diese Planung zu verhindern.
1976 wurde eine Stiftung gegründet, welcher Sönke Nissen jun. das Gutshaus schenkte. Seitdem führt das Gebäude offiziell den Namen „Gemeinschaftszentrum Sönke-Nissen-Park Stiftung“, aber für die Glinder bleibt es „Das Alte Gutshaus“. Hier liegt heute das Zentrum der Gemeinwesenarbeit in Glinde. Zahlreiche Angebote der Stiftung und verschiedener anderer sozialer Träger für Ratsuchende, kulturelle Veranstaltungen sowie Senioren-, Kinder- und Jugendangebote findet man hier. Die Glinder Gutshaus-Konzerte im Kaminraum, wechselnde Kunstausstellungen sowie verschiedene Flohmärkte werden im weiten Umkreis beachtet. Und auch das Glinder Trauzimmer wurde hier eingerichtet, das mit der malerischen Kulisse Heiratswillige aus vielen Orten anlockt. Im Garten findet man außer dem künstlerisch gestalteten Brunnen auch die einzige Glinder Boule-Bahn, die gern von den französischen Gästen, aber auch den Glindern genutzt wird.
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Gegenüber dem Gutshaus befindet sich die Remise
Die mit dem Alten Gutshaus ursprünglich gleichfalls zum Abriss bestimmte Wagenremise steht direkt neben dem Glinder Gutshaus an der Möllner Landstraße 55, nur wenige Schritte vom Marktplatz entfernt.
Die Remise, auch Kutscherhaus genannt, wurde vermutlich um 1920 gebaut und nahm im Erdgeschoss zur damaligen Zeit die Pferdeställe und die Kutsche auf. Im Obergeschoss waren Wohnräume und ein Büro. Das Gebäude wurde 1982 privat erworben und zu einer Gaststätte umgebaut. Der im Obergeschoss des Gebäudes liegende Kutschersaal dient als Veranstaltungssaal.
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Sie gehen durch den Park des Gutshauses zur Dorfstraße, direkt auf die Suck'sche Kate zu.
In der Dorfstraße, gleich nach der Einmündung Bornweg, steht eine ehemals prachtvolle, reetgedeckte Fachwerkskate, hinter Linden versteckt. Im Garten sieht man noch einen alten Schuppen, der vorübergehend der Feuerwehr diente, deren Spritzenhaus nur wenige Meter weiter stand.
Hier wohnte der Anbauer und Schuhmacher Johann Hinrich Suck mit seiner Familie, der 1845 dort geboren und von 1894 bis 1923 Gemeindevorsteher des Dorfes Glinde war. Als „Bürgermeister“ genoss der „ole Suck“ großen Respekt in der Bevölkerung, weil er stets für alle Probleme ansprechbar war. In der Schuhmacherwerkstatt seiner Kate oder in der guten Stube wurden die Probleme einfacher Leute gelöst und Anliegen des Gutsbesitzers verhandelt.
Suck traf gradlinige, klare Entscheidungen und war für seine gerechten Urteile bekannt. Auch die Steuern kassierte er selbst. Die Kate, die unter Denkmalschutz steht, wurde bis Ende 2011 von der Enkelin des „Alten Suck“ bewohnt. Nach deren Tod verkauften es die Erben an einen Bauunternehmer aus Bergedorf. Der Käufer hatte versprochen, die Kate zu sanieren und selbst dort einzuziehen. Bis jetzt ist jedoch nichts Wesentliches geschehen. Die Substanz des Hauses verfällt zunehmend. Inzwischen regt sich in Politik und Bevölkerung Unmut über den neuen Eigentümer.
An der Außenwand zur Dorfstraße befand sich das Bronzerelief „De ole Suck + siene Fru“ von Karin Hertz. Es wurde - vermutlich vom Eigentümer - abgenommen. Der Verbleib ist unklar.
Die Suck'sche Kate ist in der Nacht zum 11. Juli 2023 abgebrannt. Im Spätsommer wurde der Denkmalschutz für Ruine aufgehoben. Die Zukunft ist momentan offen.
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Von der Suck’schen Kate aus gehen Sie in Richtung Möllner Landstraße und sehen auf der linken Seite die Deputatshäuser.
Die schmucken Deputatshäuser in der alten Dorfstraße sollten nach dem Willen des Grundstückseigentümers und der früheren Gemeinde Glinde bereits Mitte der 1970er Jahre abgerissen werden, nachdem das Gut Glinde in die Feldmark verlagert worden war. Einem unkonventionellen Vorschlag der Reinbeker Bürger Fischer und Zimmermann, der sofort von einigen Glinder Kommunalpolitikern aufgegriffen wurde, ist es zu verdanken, dass dieses Kleinod erhalten blieb. Sie wollten in den alten Häusern eine Art „Klein Pöseldorf“ entstehen lassen, in Anlehnung an die gleichnamige Gegend in Hamburg um die Milchstraße. Mit etwas politischem Druck war schließlich der Bauunternehmer Hans-Edmund Siemers bereit, diese Idee umzusetzen.
Der Branchenmix ist zwar nicht ganz so realisiert worden, wie man es sich wünschte, aber immerhin blieb mit den alten Deputatshäusern ein Stück Glinder Geschichte erhalten. Sönke Nissen hatte die Häuser zwischen 1912 und 1920 bauen lassen. Es gab Zwei- und Dreifamilienhäuser für die Landarbeiter des Gutes – sozialer Wohnungsbau lange vor seiner Zeit. Ein kleiner Garten und ein Stall mit Schuppen gehörten jeweils zu den Arbeiter-Wohnhäusern. An der Ecke Oher Weg und der Avenue St. Sebastien steht ein weiteres dieser ehemaligen Deputatshäuser, welches einen Gewerbebetrieb beherbergt.
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Sie gehen zurück in Richtung Suck’sche Kate bis zur kleinen Brücke, biegen rechts in den Wanderweg ab, der direkt an der Glinder Au entlangführt, bis zu der auf der linken Seite befindlichen Villa Togohof.
Das Gebäude wurde 1894 von H. Griem aus Rahlstedt errichtet. Er verkaufte 1934 an Ernst Hirt, dieser 1942 an die Gemeinde Glinde, die es vorübergehend verpachtete.
1945 zogen englische Besatzungssoldaten ein. Von 1948 bis 1967 diente das Gebäude als Gemeinde- und Amtsverwaltung. Mit Fertigstellung des Bürgerhauses am Markt zog im Togohof die Polizeistation Glinde ein. Seit diese ihr Domizil im neuen Rathaus gefunden hat, dient der Togohof als Unterkunft für Obdachlose. Im ehemaligen Garagen- und Wirtschaftstrakt ist die Gartenbaukolonne der Stadt untergebracht.
Der Name wurde als „Haus Togohof“ auch von dem benachbarten Alten- und Pflegeheim der Wichern-Gemeinschaft übernommen.
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Sie folgen dem Wanderweg weiter an der Glinder Au entlang und gehen am Pflegeheim vorbei bis zur Glinder Mühle.
Ihr Mühlrad im Stadtwappen macht die Glinder Mühle (Kupfermühlenweg 7) zu Recht zum Wahrzeichen der „Jungen Stadt im Grünen“. Schon im Jahr 1229, als Graf Adolf IV. das Dorf Glinde so freigebig an die Nonnen verschenkte, erwähnte er die Mühle in der Urkunde ausdrücklich. Daher wissen wir, dass Glinde seit mehr als 780 Jahren eine Mühle hatte.
Ob sie durchgehend auf den heutigen Fundamenten stand, konnte noch nicht geklärt werden. Mindestens aber seit 1648 ist ihr wechselhaftes Schicksal dokumentiert, welches sie von einer Kornmühle zur Fellmühle, zum Kupferhammer, zur Farbholzmühle und zurück zur Kornmühle brachte. Seit 1985 ist sie ein Museum.
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Museum Glinder Kupfermühle
Das Heimatmuseum in der Glinder Mühle umfasst ein Mühlenmuseum, eine ortsgeschichtliche Sammlung und wechselnde Ausstellungen. Im eigentlichen Mühlenraum und auf dem Schüttboden finden wir die funktionstüchtig wiederhergestellte Mühlentechnik. Beim Wasserrad-Antrieb war wegen des veränderten Auslaufbauwerkes allerdings ein kleiner Trick nötig.
Außerdem gibt es zahlreiche Mühlenmodelle anderer Typen, die auf Knopfdruck gleichfalls ihre elektrisch nachgebildeten Funktionsweisen demonstrieren. Mit zahlreichen Bildern und Karten aus der Glinder Geschichte und manchem heimatlichen Kleinod, wie zum Beispiel der alten Gutsglocke, wurde der Mühlenraum im Laufe der Jahre ausstaffiert. Den Hauptteil der ortsgeschichtlichen Sammlung sehen wir im Obergeschoss, auf dem Mühlenboden.
Hier wird auch eine weitere Glinder Besonderheit deutlich: Ein zweisprachiges Museum wurde hier mit viel Engagement realisiert, denn schließlich gehört der Heimat- und Bürgerverein Glinde zu den Initiatoren eines vielfältigen Schutzes der niederdeutschen Sprache. Interessante heimatkundliche Exponate sind aber auch in den drei Wagenschauern zu finden. Die wechselnden Ausstellungen treffen wir wiederum im Mühlenraum und auf dem Mühlenboden an. Wegen der enormen Arbeit beim Aufbau neuer Ausstellungen, die ehrenamtlich nur schwer zu leisten ist, wechseln die Themen nur in größeren Abständen.
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Wagenschauer
Auf der Mühlenwiese vor der Glinder Mühle findet man drei Wagenschauer, die das Heimatmuseum ergänzen und als Unterstand für größeres Gerät dienen. Alle drei sind in ehrenamtlicher Regie des Heimat- und Bürgervereins und mit viel Eigenleistung entstanden. Wagenschauer I wurde 1993 fertiggestellt, Wagenschauer II in 2002 und Wagenschauer III in 2012.
Im Erdgeschoss des Wagenschauers I befinden sich Geräte, die zur Aufarbeitung des Kornes für den eigentlichen Mahlvorgang erforderlich sind, ferner Löschgeräte wie eine Handspritze und anderes Gerät zur Brandbekämpfung. Im Dachgeschoss befindet sich eine Ausstellung „Wohnen in den 50er Jahren“ mit Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Jugendzimmer. Für diesen Wagenschauer, der mit ausgebautem Dachgeschoss einen Gegenwert von 90.000 Euro darstellt, hat die Stadt Glinde 30.000 Euro Zuschuss gewährt. Den Rest brachten Spender und Sponsoren auf. Der größte Teil des Wertes waren Eigenleistungen des Heimat- und Bürgervereins.
Wagenschauer II war mit 60.000 Euro etwas preiswerter. Dieses Gebäude hat kein ausgebautes Dachgeschoss. Auch dieses Gebäude wurde überwiegend in Eigenleistung einiger Mitglieder des Heimat- und Bürgervereins erstellt. In diesem Gebäude befinden sich ein fahrbereiter Deutz-Traktor und landwirtschaftliches Gerät.
Wagenschauer III ist die neueste Errungenschaft des Heimat- und Bürgervereins. Dieses Gebäude mit einem Wert von ca. 110.000 Euro wurde 2012 fertiggestellt und hat wie Wagenschauer I ein ausgebautes Dachgeschoss. Ca. zwei Drittel der Aufwendungen brachte der Heimat- und Bürgerverein selbst auf, den Rest steuerten Sponsoren und in erheblichem Maße die Stadt Glinde bei. Lobend erwähnt seien die fleißigen Mitglieder des Heimat- und Bürgervereins, die unendliche Stunden ihrer Freizeit an diesem Gebäude gewerkelt haben. Im Wagenschauer III befinden sich im Erdgeschoss ein Lagerraum und ein Ausstellungsraum. Im Ausstellungsraum sind alle Exponate, die dem ehemaligen Gut Glinde zuzuordnen sind, untergebracht, unter anderem ein Milchwagen, eine Kutsche und andere Dinge, die früher auf einem Gut erforderlich waren. Im Obergeschoss ist vieles, was mit dem Handwerk zu tun hatte, wie Schusterwerkstatt, Sattlerei und anderes zu sehen.
Zwischen Wagenschauer II und III befindet sich ein überdachtes Freigelände, auf dem landwirtschaftliche Gerätschaften wie eine Dreschmaschine, ein Ackerwagen und diverse Pflüge und Eggen ausgestellt sind.
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Lehmbackofen
Zwischen Wagenschauer I und II gegenüber der Glinder Mühle entstand im Jahr 2001 ein ganz besonderes Stück: ein Lehmbackofen, wie er früher einmal an der Mühle gestanden haben mag. Schon bei der Planung des Wagenschauers I hatten Architekt Klaus Utermöhlen und weitere Vorstandsmitglieder des Heimat- und Bürgervereins von einem „richtigen“ Steinbackofen geträumt, wie er zum Beispiel auch im Freilichtmuseum Kiekeberg steht.
Mit der Hilfe von Bäckermeister M. Meyns wird der Heimat- und Bürgerverein auch künftig zum Frühschoppen (immer Anfang Mai), zum Deutschen Mühlentag (Pfingstmontag), zum Mühlenfest (jeweils Anfang August) und im Rahmen einer Ferienpassaktion Brot, im Lehmbackofen gebacken, anbieten.
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Von der Mühle aus biegen Sie rechts in den Kupfermühlenweg ein und sehen gleich auf der linken Seite die Villa Bode.
Die heutige Villa Bode am Kupfermühlenweg 2 gehörte ursprünglich zum Anwesen der Glinder Mühle. Müller Ernst Hinrich Hintze hat das villenähnliche Gebäude 1887 direkt am Mühlenteich erbauen lassen. 1917 verkaufte er es mit dem gesamten Mühlenbetrieb an den Hamburger Kaufmann Max Kronheimer, der die Villa 1925 an den Mühlenbesitzer Heinrich Neuhaus weiter verkaufte. Neuhaus richtete in dem Haus die Gaststätte „Glinder Mühle“ ein, die 1937 von dem Hamburger Kaufmann Carl Gruschka erworben wurde. Carl und Helene Gruschka betrieben die „Glinder Mühle“ als eine Art Dorfkrug bis Ende der 1970er-Jahre.
Zur „Villa Bode“ wurde das Anwesen, nachdem der Wentorfer Kaufmann Horst Bode es von Helene Gruschka erworben hatte. Zunächst wurde darin einige Jahre ein sogenanntes Bio-Restaurant („Zur Alten Kupfermühle“) betrieben, ab 1998 betrieben die Eheleute Dellavecchia das italienische Spitzenrestaurant „San Lorenzo“ bis zum Verkauf des Gebäudes im Jahr 2021. Der neue Eigentürmer hat die Villa im September 2023 abreißen lassen. Es entsteht ein Komplex mit Eigentumswohnungen, der Ähnlichkeit mit dem alten Gebäude haben wird.
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Vom Kupfermühlenweg nach rechts in die Mühlenstraße und wieder in die Möllner Landstraße. An der Einmündung der Straße Am Sportplatz ist auf der rechten Seite der Eingangsbereich des ehemaligen Gerätedepots der Bundeswehr.
Das „Heereszeugamt“ ist 1936/1937 errichtet worden. Es war für die Entwicklung Glindes eine der wichtigsten Keimzellen. Denn parallel zum Bau wurden auch die Wohngebiete „Zeugamtssiedlung“ zwischen Mühlenstraße und Bahnstraße, die Angestelltensiedlung am Mühlenweg und die Reetdachsiedlung am Oher Weg für die Soldaten und Arbeiter errichtet. Glinde wuchs von rund 500 auf mehr als 2000 Einwohner.
Das Zeugamt war im Dritten Reich zentrales Materiallager für das X. Armee-Korps. Während des Krieges wurden dort auch Beutewaffen repariert. Dennoch lag das 36 Hektar große Warenlager vielen Glindern auf dem Magen – und der Entwicklung der Stadt oft im Wege. Nach dem II. Weltkrieg wurde das Gelände von den Engländern besetzt und „vorübergehend“ als Vorratslager für die in Deutschland stationierten Truppen genutzt. Diese Phase dauerte immerhin bis 1968. Schon seit 1962 hatte die Gemeinde Glinde auf den Zeitpunkt der Übergabe hin gearbeitet: Neue Gewerbegebiete sollten geplant, Verkehrsverbindungen realisiert werden.
Doch es kam anders: Statt der versprochenen Freigabe übernahm die Bundeswehr Ende 1968 das Areal. Aus dem Zeugamt wurde ein Depot, dann ein Gerätedepot und in den 1990er Jahren sogar ein Gerätehauptdepot mit UN-Auftrag. Von hier aus wurde verschiedenstes Material der Bundeswehr wieder instand gesetzt oder in andere Länder verkauft. Nach Aufgabe der militärischen Nutzung wurde das Gelände 2005/2006 an eine Entwicklungsgesellschaft veräußert, um es einer zivilen Folgenutzung zuzuführen. 2008 wurden fast alle Gebäude abgebrochen. Erhalten blieb lediglich das Wachgebäude im Eingangsbereich, welches als „einfaches Kulturdenkmal“ eingetragen ist.
Ein Denkmal im westlichen Grünzug erinnert an das Depot und zeigt unter anderem im Modell die damalige Lage der Militärgebäude. Zwischen 2008 und 2013 entstanden ca. 750 Wohneinheiten, zwei Kindergärten, Spielplätze, Gewerbe und Grünflächen. Insgesamt fanden hier ca. 2.000 Einwohner ein neues Zuhause. Die Straßen in diesem Neubaugebiet erhielten unter anderem Namen mit niederdeutschen Berufsbezeichnungen, um den regionalen Bezug herzustellen und die Heimatverbundenheit auszudrücken.
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An der Möllner Landstraße ein paar Meter zurück und links in den Radwanderweg, der direkt zum Oher Weg führt. Von dort nach links in den Oher Weg und dort ist die Siedlung Oher Weg.
Die ca. 1936 gebaute Siedlung am Oher Weg war den Offizieren und höheren Angestellten des gerade ebenfalls im Bau befindlichen Heereszeugamtes vorbehalten. Nur wenig ist an den Gebäuden mit Strohdächern in den vergangenen Jahrzehnten geändert worden, in denen der Bund die Wohnungen auch an Zivilisten vermietet hat. Deshalb konnten sie 2003 auch unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Baugenossenschaft freier Gewerkschafter (BGFG) erwarb das Gebäudeensemble 2003 und sanierte es entsprechend den Denkmalauflagen.
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Dem Oher Weg folgen, dann rechts in den Hirtenweg und dann direkt auf den Gellhornpark zu. Sie biegen auf der Straße Im Gellhornpark links ab und gehen zur Gellhornpark-Villa.
Die Gellhornpark-Villa/Hof Redenwiesen war für die Glinder über Jahrzehnte unbekanntes Territorium. Von der ehemaligen Bahnhofstraße (Avenue St. Sebastien) führte eine durch ein großes Tor versperrte Auffahrt in das tiefe Gelände, das sich bis über den Weidenweg hinaus ausdehnte. Mehr als die Zufahrt und den alten Baumbestand konnte man vom Tor aus, der heutigen Wegeeinmündung „Im Gellhornpark“, auch nicht erkennen.
Ursprünglich war das Gebäude 1904 als „Villa Jagdhütte“ von Adolph Friedrich Götting auf Redenwiesen erbaut worden. Nach seinem Tod 1912 ging es kurzfristig an den Kaufmann Laspe, der es zu einem Herrenhaus umbaute.1919 erwarb es der Offizier Kurt von Gellhorn, dessen Familie das Anwesen bis zu Beginn der 1970er Jahre bewohnte. Die bei einem Bombenangriff 1944 getroffene Villa wurde nur notdürftig instand gesetzt. Erst als Park, Garten und Villa 1974/75 von der Gemeinde Glinde erworben wurden, erhielt das Herrenhaus ein neues Dach und zahlreiche Reparaturen. Dennoch nagte der Zahn der Zeit weiter an dem Gebäude. Nach vorübergehender Vermietung zu Wohn- und Gewerbezwecken stand es ab Mitte der 1990er Jahre leer und war lange Zankapfel zwischen den Kommunalpolitikern. Erst 2002/2003 einigte man sich darauf, das sanierungsbedürftige Gebäude zu verkaufen, um es durch einen privaten Eigentümer erhalten zu lassen.
Seit Mai 2005 wird das Untergeschoss des Gebäudes gastronomisch genutzt. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt das Kutscherhaus und dahinter ein früheres Nebengebäude, das von der Stadt zum Pfadfinderhaus umgebaut wurde. Teile der Gartenanlage vom Hirtenweg zum Herrenhaus und zwischen Villa und Teich stehen nach Landesrecht unter Denkmalschutz.
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Die Straße Im Gellhornpark zurück, über die Avenue St. Sebastien und nach rechts in Richtung Stadtmitte. Auf der linken Seite, hinter einem kleinen Wäldchen, führen Bahnschienen zum Bahnhof Glinde – Stormarn’sche Kreisbahn.
Mit der 1907 eingerichteten Stormarn’schen Kreisbahn wurde die Strecke Hamburg – Tiefstack – Billbrook – Billstedt – Havighorst – Glinde – Lütjensee – Trittau erschlossen, die auch noch weitere Haltestellen bediente. In der Woche fuhren die Dörfler in die Stadt, an den Wochenenden kamen die Hamburger in die Glinder Ausflugslokale.
Schon in den 1930er Jahren war der Betrieb unrentabel geworden. Nur der Bau des Heereszeugamtes und des Kurbelwellenwerkes als kriegswichtige Betriebe ließen die Bahn vorübergehend überleben. 1952 wurde der Personenverkehr endgültig eingestellt. Noch dient sie gelegentlich einem Recycling-Betrieb an der Waldstraße als Güterbahn. Ab der Autobahn A 24 nach Norden wurde die gesamte Trasse vom Kreis als Radwanderweg ausgebaut, auf dem man den Großensee ohne wesentliche Berührung mit dem motorisierten Verkehr in etwa 50 Minuten erreichen kann. Eine weitere Spur führt vom Glinder Bahnhof nach Süden. Der ehemals für den Krupp-Betrieb gebaute Abzweiger wird heute nur noch von einem Betrieb genutzt. Mit der Auflösung des Gerätehauptdepots 2005/2006 wurden auch der Bahnhof und die nach Norden und Nordosten führenden Gleise entbehrlich, die die Stadtentwicklung gelegentlich gestört haben. Die Gleise sind inzwischen abgebaut worden. Hier bietet sich die Chance, neue Grünverbindungen in Glinde zu schaffen. Ob die Gleisanlage nach Süden für einen einzigen Betrieb aufrechterhalten werden kann, muss sich zeigen.
Hiermit endet unser Rundgang durch das historische Glinde. Wenn Sie der Avenue St. Sebastien bis zur Ortsmitte folgen und dann links in den Oher Weg abbiegen und geradeaus weitergehen, kommen Sie direkt wieder zum Ausgangspunkt, dem Alten Gutshaus, zurück.