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Natur statt Schotter - Glinde ist grün statt grau

Da Schottergärten als Gartengestaltung eine regelrechte Modeerscheinung geworden sind und viele Grundstückseigentümer:innen auf die vermeintlich saubere und pflegeleichtere Alternative zu Rasenmähen und Blumen pflanzen, umgestiegen sind, möchte die Stadt Glinde Sie über Schottergärten aufklären. 

Sollten Sie bereits einen Schottergarten haben, würden wir Sie gerne davon überzeugen, diesen wieder zurückzubauen und stattdessen Ihr Grundstück zum Wohle der Natur, des Bodens und der Tiere und Pflanzen umzugestalten. Wenn Sie die Idee haben einen Schottergarten auf Ihrem Grundstück umzusetzen, werden Sie jetzt erfahren, dass Sie es nicht tun sollten und lernen auch die Gründe dafür kennen.

Rechtliche Situation und Auswirkungen auf die Natur

Foto: www.NABU.de

Wussten Sie schon, dass Schottergärten rechtlich verboten sind? Laut der Landesbauordnung Schleswig-Holstein sind die unbebauten Flächen von Grundstücken wasseraufnahmefähig zu belassen oder herzustellen und zu begrünen oder zu bepflanzen. Schottergärten erfüllen diese Kriterien nicht, da sie in der Regel mit einer Vliesschicht oder Folie unter den Kieselsteinen hergestellt werden. Daher gelten sie rein rechtlich als bauliche Anlage.

Nun möchten wir Ihnen aufzeigen, was außer der rechtlichen Komponente noch gegen Schottergärten spricht. 

Auswirkungen auf den Boden

Durch das Abdecken mit einem Vlies, einer Plane oder dünnen Betonschicht wird der Boden undurchlässig für Luft und Wasser. Es entsteht eine Bodenversiegelung. Diese Bodenversiegelung wirkt sich negativ auf den Wasserhaushalt aus. Das Niederschlagswasser kann nicht auf der Fläche versickern, sondern fließt oberflächlich ab und kann nicht zur Auffüllung der Grundwasservorräte beitragen. Dies kann insbesondere in trockenen Perioden problematisch werden.

Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen

Mit der Bodenversiegelung durch Schottergärten kann der Boden seine ursprünglichen Funktionen nicht mehr erfüllen, da die Lebewesen im Boden durch die Abdeckung ersticken oder aufgrund des fehlenden Luftaustauschs bzw. Sauerstoffs in andere Bereiche verdrängt werden. 

Schottergärten sind nicht nur für Bodenlebewesen problematisch, sondern auch für die Tiere und Pflanzen oberhalb des Bodens. Aufgrund zunehmender Versiegelungen gleichen ihre Lebensräume in Städten immer mehr einzelnen Inseln. Die Lebensräume sind durch bauliche Anlagen wie Straßen, Wege, Gebäude oder Plätze zerschnitten. Die Anlage von Schottergärten zerschneiden und zerstören die verbliebenen Lebensräume noch zusätzlich. Denn Schottergärten bieten Igeln, Insekten, Vögeln und anderen Tier- und Pflanzenarten weder Nahrung noch Unterschlupf- oder Nistmöglichkeiten. Selbst wärmeliebende Reptilien suchen diese Flächen nicht auf. Dabei sind grüne und naturnahe Flächen vor allem in Städten wichtig, da sie vielen heimischen Tieren und Pflanzen als Unterschlupf und Lebensraum dienen. Mit dem wissenschaftlich dokumentierten Insektensterben gewinnen diese innerstädtischen Grünflächen und Lebensräume immer mehr an ökologischer Bedeutung.

Klimawandel und Klimafolgen

Schottergärten wirken sich negativ auf das Mikroklima in der unmittelbaren Umgebung aus und können die Lebensqualität der Anwohner:innen beeinträchtigen. Im Sommer heizen sich die Steine der Schottergärten stark auf und geben Wärme verzögert wieder an die Umgebung ab. An heißen Tagen entstehen so zusätzliche Wärmequellen, die zum Teil bis in die Nacht hinein Wärme abgeben. In sogenannten „tropischen Nächten“ mit Temperaturen über 20°C leidet auch die Schlafqualität. Mit der Tendenz zu wärmeren Sommern und mehr heißen Tagen bedingt durch den Klimawandel, ergibt sich damit eine negative Auswirkung für die nähere Umgebung. 

Auch während Extremwetterereignissen, wie Starkregen, können Schottergärten zu weiteren Schäden in der eigenen Nachbarschaft führen. Durch die fehlende Versickerung vermehrt sich das oberflächlich abfließende Wasser stark und beansprucht die hiesigen Abwassersysteme zusätzlich. 

Welche Folgen solche besonderen Extremwetterereignisse haben können, sind mittlerweile hinlänglich bekannt.

Kein zeitlicher oder finanzieller Vorteil für Gartenbesitzer:innen

Anders als man glaubt, sind sie in der Pflege ziemlich aufwendig, wenn man möchte, dass sie immer „clean“ aussehen und ohne Unkraut sind. Aus der umgebenden Natur werden Blätter oder Samen eingetragen, die verrotten und eine Wachstumsgrundlage für weitere Pflanzen bieten. Somit müssen auch Schottergärten von Pflanzen und Unkraut befreit oder die mit Algen und Moosen überzogenen Steine kostenintensiv gereinigt werden. Ein Schottergarten wird also nicht lange so aussehen wie am Anfang.

Was tut die Stadt Glinde nun?

Die Verwaltung hat zunächst für den Umgang mit Schottergärten ein umfassendes Strategiepapier erarbeitet. Dieses zeigt mögliche Maßnahmen auf, was seitens der Stadt getan werden kann, um gegen Schottergärten vorzugehen oder diese zukünftig zu verhindern. Dieses Strategiepapier wurde dem Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz vorgestellt und schließlich der Stadtvertretung vorgelegt. Als Ergebnis daraus hat die Stadtvertretung am 25.11.2021 einstimmig folgenden Beschluss gefasst: 
1. In allen neu zu beschließenden oder zu überarbeitenden Bebauungsplänen der Stadt Glinde wird im Rahmen der möglichen Festsetzungen ein Verbot der „Schottergärten“ und anderen Versiegelungen von festgesetzten Grünflächen insbesondere in Vorgärten verankert. 
2. Die Verwaltung wird beauftragt, die Öffentlichkeitsarbeit zunächst durch Flyer und Samentütchen umzusetzen. 

Das gesamte Strategiepapier finden Sie hier.

Mit Hilfe eines Flyers wollen wir Ihnen vereinfacht die Nachteile von Schottergärten aufzeigen und vorstellen, was Sie stattdessen tun können. Den Flyer finden Sie hier.

Doch was können Sie stattdessen tun, wenn sie keinen Schottergarten anlegen dürfen?

Gestalten Sie Ihren Garten oder Vorgarten einfach wie die LBO es vorgibt. Die Flächen, die nicht durch Garage, Carport, Wege oder Gartenschuppen versiegelt werden, belassen Sie naturnah. Entweder Sie pflegen einen Rasen oder schaffen sich Pflanzen- und Blumenbeete. Noch ökologisch wertvoller sind sogenannte naturnahe oder wilde Gärten. Das bedeutet nicht, dass das Unkraut ins Unermessliche wächst. Nein, vielmehr schaffen Sie natürliche Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Eine Blühwiese mit Wildblumen zum Beispiel. Hierfür stattet die Stadt Glinde Sie gerne mit Samentütchen aus.

Ganz egal, ob Sie eine professionelle Gärtnerei oder ein:e Garten- und Landschaftsbauer:in beauftragen oder selbst Hand anlegen wollen. Wenn Sie gewisse Punkte einhalten oder umsetzen, ist das bereits ein großer Beitrag zum Natur- und Umweltschutz.

Ein lebendiger Garten muss nicht viel Arbeit machen und braucht nicht viel Vorwissen.

Beachten Sie einige Grundsätze und Sie sind auf einem guten Weg: 

Heimische Pflanzen statt Exoten
Heimische Gehölze wie Holunder, Vogelbeere und Weißdorn bieten unseren Vögeln und Insekten Nahrung und Unterschlupf – im Gegensatz zu Thuja, Bambus und anderen Exoten.

Blumenwiese statt sterilem Rasen
Verwandeln Sie zumindest einen Teil Ihres Rasens in eine Wiese mit heimischen Wildblumen- und Kräuterarten. Schmetterlinge und Wildbienen werden schon im ersten Jahr zu Besuch kommen. Und Sie brauchen nur ein- bis zweimal im Jahr zu mähen.

Wasserstellen und Nistquartiere 
Selbst im kleinsten Gartenteich tummelt sich das Leben. Frösche und Libellen ziehen hier ihren Nachwuchs groß. Vögel und Insekten kommen zum Trinken und Baden. Ob Insektennisthilfe oder Starenkasten – bieten Sie Tieren Wohnraum! 

Keine Pestizide im Garten 
Tun Sie sich und der Natur einen Gefallen und verzichten Sie auf chemisch-synthetische Spritzmittel im Garten.

Echte Steingärten
Steine im Garten sind nicht grundsätzlich tabu. Eidechsen und Spinnen lieben Steinhaufen und Trockenmauern. Pflanzen wie Hauswurz und Mauerpfeffer gedeihen hier besonders gut. Die Mischung macht’s: Ein echter Steingarten bildet felsige Lebensräume nach und bietet ein reiches Angebot an heimischen, angepassten Pflanzen.

Notwendige Versiegelungen
Überlegen Sie genau, welche Flächen auf Ihrem Grundstück vollflächig versiegelt sein müssen und welche ggf. wassergebunden, wasserdurchlässig oder gänzlich unversiegelt bleiben können. Weniger versiegelte Flächen bedeuten auch weniger Gebühren bei der Niederschlagsentwässerung.

Denken Sie daran, ein Garten schafft Lebensqualität in der Stadt. Genießen Sie die Zeit in Ihrer eigenen Natur.

Weiterführenden Informationen

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