75 Jahre Kleingärtnerverein Glinde e.V. – Erholung, Selbstversorgung und Gemeinschaft
Einsatz für die Gemeinschaft, Naturerlebnis, Ausgleich vom Alltag – die vier Kleingartenanlagen des Vereins sind ein fester Bestandteil der Stadt und sind sehr erhaltenswert.
Das Glinde sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat ist ein offenes Geheimnis. Diesen Wandel hat auch der Kleingärtnerverein Glinde e.V. in den 75 Jahren seines Bestehens miterlebt. Auch dort hat sich viel gewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Not groß. Ein Kleingarten bedeutete damals mehr Sicherheit durch Selbstversorgung mit Gemüse und Obst, ein Stück Unabhängigkeit und Freiheit. Die große Not gibt es mittlerweile nicht mehr. Aber ein Kleingarten verbessert noch immer das Leben. Im grünen Glinde ist er eine kleine private Oase der Erholung.
Wobei es sich ja gesetzlich nicht um eine Oase handelt. Das Bundeskleingartengesetz findet eine klare eher unromantische Beschreibung: „Ein Kleingarten ist ein Garten, der dem Nutzer (Kleingärtner) zur nichterwerbsmäßigen gärtnerischen Nutzung, insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient (kleingärtnerische Nutzung) und in einer Anlage liegt, in der mehrere Einzelgärten mit gemeinschaftlichen Einrichtungen, zum Beispiel Wegen, Spielflächen und Vereinshäusern, zusammengefasst sind (Kleingartenanlage).
Ein Kleingarten ist aber viel mehr als eine Definition in einem Gesetzbuch. Und er ist immer das, was man daraus macht. Mit rund 250 Mitgliedern und vier Anlagen im Stadtgebiet kommen im Kleingärtnerverein Glinde Jung und Alt zusammen. Nicht jede Familie in Glinde hat ein eigenes Haus mit Garten. Ein Kleingartenverein kann genau da Gutes tun. Es trägt zu einer lebendigen Atmosphäre bei. In der Gemeinschaft können die einen von den anderen lernen, generationsübergreifend. Frische Ideen und Energie bringen den Verein voran. Zusammensein, miteinander leben, das stärkt die Gemeinschaft des Vereins und damit auch die der Stadt Glinde. Und am Grill macht es auch kaum einen Unterschied, ob es eine Wurst gibt, oder Gemüse. Hautsache es schmeckt.
Die Gründe sich für einen Kleingarten im Verein zu entscheiden, sind vielfältig. Die Arbeit in der Natur entspannt, auch wenn das Unkraut immer an unpassenden Stellen wächst und schneller als andere Pflanzen. Die Arbeit in der Natur bietet eine meditative Zeit unter freiem Himmel. Kinder lernen ihre Umwelt kennen und schätzen. Gerade in einem Garten gibt es das gesamte Jahr über viel zu entdecken. Karotten beim Wachsen zusehen, Bienen beim Blüten bestäuben beobachten, Erdbeeren beim Reifen erleben und jede Menge gesunde Naschereien direkt ohne Umwege verspeisen – der Kleingarten ist ein Paradies in der Nachbarschaft. Ein klar geregeltes Paradies. Stichwort Bundeskleingartengesetz. So ist ein Drittel der Fläche für die ‚kleingärtnerische Nutzung‘ vorgesehen. Und welcher Stolz ist oftmals mit eigenen Kartoffeln, Johannisbeeren oder Äpfeln verbunden?
Während der vergangenen Pandemiejahre haben sich diese Qualitäten wieder gezeigt. Das Interesse am Kleingärtnern ist gewaschen. Peter Witt, der Vereinsvorsitzende erzählte, dass es eine lange Warteliste gibt, 30 - 50 Personen stehen zeitweise auf dieser. Bis zu fünf Jahre kann es dauern, bis man seine Parzelle bewirtschaften kann. Das Warten lohnt sich. Der Kleingarten ist ein kleines grünes Naturparadies mit zwitschernden Vögeln, blühenden Bäumen und duftenden Blumen an der frischen Luft. Wer mag so einen Ort der Ruhe und Entschleunigung nicht.
Zum 75. Jubiläum des Bestehens gratuliere ich Ihnen als Verein und wünsche, dass das Interesse am Leben in und mit der Natur weiter groß bleibt. Der Kleingärtnerverein Glinde e.V. ist ein wichtiger Ankerpunkt der Stadt. Darauf sind wir stolz und freuen uns mit Ihnen über diese lange Erfolgsgeschichte.
Ihr Bürgermeister Rainhard Zug
