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Veranstaltung zum Volkstrauertag - Zwangsarbeit in Glinde muss in Erinnerung bleiben. Schüler arbeiten jedes Jahr daran

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Menschen stehen am Mahnmal für das Zwangsarbeitslager Wiesenfeld.

Gespräch mit Schüler der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld und Vertreterin der Geschichtswerkstatt versucht Einblicke in Glinder Zwangsarbeitslager und die heutige Aufarbeitung zu geben.

Seit 1952 gibt es den Volkstrauertag. Er gehört zu den sogenannten stillen Tagen und wird immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Der Tag erinnert an Kriegstote und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen. Auch in der Stadt Glinde hat der Volkstrauertag eine lange Tradition. Die städtische Gedenkveranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Geschichtswerkstatt Wiesenfeld-Glinde und der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld in deren Räumen begangen. Thematischer Schwerpunkt war das Zwangsarbeitslager, dass von 1942-45 auch im Bereich der Schule vorhanden war. Jeder Jahrgang beschäftigt sich einmal mit der Geschichte des Lagers und den tausenden Menschen, die dort gezwungen wurden für das Kurbelwellenwerk zu arbeiten.

In diesem Rahmen entstehen unterschiedliche Projekte. Beispielsweise wurde das Mahnmal an der Schule entworfen. Es zeigt einen Mann, der droht unter der Last einer Kurbelwelle zerdrückt zu werden. In diesem Jahr haben Schülerinnen und Schüler eine Einfassung für das Denkmal errichtet. 2023 gingen Jugendliche der Frage nach, „Wie klingt ein Mahnmal?“ (http://www.klangkunstvermittlung.de/sensibilisierung-des-gehors-in-barsbuttel-2-2) In Zusammenarbeit mit Klangkünstler Heiko Wommelsdorf wurden dabei Lautsprecher mit Geräuschen im Schulgebäude verteilt. Zu hören waren Töne, die so im Lager entstanden sein könnten. Eine Aufbereitung der Geräusche wurde bei der Gedenkveranstaltung eingespielt.

Glindes Bürgermeister Rainhard Zug sprach mit Christiane Langer von der Geschichtswerkstatt über die Arbeit ihrer Freiwilligengruppe. Es ging auch darum, wie junge Menschen auf die Geschichte ihres Heimatortes reagieren, wenn sie davon erfahren. Stellvertretend für die Schülerschaft war Rouven Jahnke (17 Jahre, 12. Klasse) dabei. Er erzählte von seinen Erfahrungen mit dem Klangprojekt und den Eindrücken der Geschichtsarbeit. Zitat: „Für mich war es vorher nicht so präsent. Es war erschreckend zu erfahren, dass der Krieg so nah war. Auch mein Blick auf die Krisen der Welt hat sich durch das Projekt verändert.“ Christiane Langer von der Geschichtswerkstatt sagte: „Es macht mir Angst, so viele Krisen zu sehen. Wir müssen kämpfen. Wir müssen was tun. Wir machen es im Kleinen mit der Geschichtswerkstatt und halten Erinnerungen wach.“

Bürgermeister Rainhard Zug dankte den Schülerinnen und Schülern für ihren Einsatz. Genauso würdigte er die Arbeit der Geschichtswerkstatt. „Durch das Engagement auf beiden Seiten bleibt ein wichtiges Stück Glinder Geschichte im Bewusstsein der Stadt. Diese Taten dürfen nicht vergessen werden“, so Rainhard Zug am Rande der Veranstaltung.

Die Gedenkveranstaltung wurde musikalisch durch den Posaunenchor der Kirchengemeinden Glinde und Neuschönningstedt begleitet, unter Leitung von Maren Grossmann. Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Claus Peters übernahmen die Rede- und Gedenkbeiträge. Bürgervorsteher Claus Peters zitierte aus dem Totengedenken und ergänzte: „‘Verantwortung übernehmen, um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen‘ – dieser Appell ist nicht nur eine Erinnerung, wachsam zu bleiben und klar gegen Extremismus und Intoleranz Stellung zu beziehen. Verantwortung erfordert aktives Handelns gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus, Kommunismus und Islamismus. Die Demokratie ist das Fundament unseres Zusammenlebens.“

Zahlreiche Glinder Vereine und Verbände hatten auch in diesem Jahr wieder Zugunsten einer Spende an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. für einen gemeinsamen Kranz gespendet und symbolisierten so ihre Solidarität. Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Claus Peters sprachen dafür und für das zahlreiche Erscheinen bei der kleinen Gedenkfeier ihren ausdrücklichen Dank aus. Es folgte eine Gesteckniederlegung am Mahnmal für die Zwangsarbeiter im Kurbelwellenwerk. Anschließend besuchten Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Claus Peters das Ehrenmal auf dem Friedhof und legten im stillen Gedenken einen Kranz nieder.

Drei Personen sitzen auf Stühlen in einer Gesprächsrunde
Zwei Männer stehen mit gesenktem Kopf vor dem Ehrenmahl in Form eines Kreuzes auf dem Glinder Freidhof.