Veranstaltung zum Volkstrauertag - Glinder Geschichte muss in Erinnerung bleiben. Schüler arbeiten jedes Jahr daran

In der katholischen Kirche „Zu den heiligen Engeln“ wurde am vergangenen Sonntag (16.11.2025) der Opfer von Krieg, Terror und Gewalt gedacht.
Seit 1952 gibt es den Volkstrauertag. Er gehört zu den sogenannten stillen Tagen und wird immer zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen. Dieser Tag erinnert an Kriegstote und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen. Auch in der Stadt Glinde hat der Volkstrauertag eine lange Tradition. Die städtische Gedenkveranstaltung wurde hauptsächlich durch die katholische Gemeinde „Zu den heiligen Engeln“ organisiert und in der Kirche an der Möllner Landstraße begangen. Dieses Mal haben die Redner Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gezogen.
Nach der Begrüßung durch Birgit Bohn von der katholischen Gemeinde „Zu den heiligen Engeln“ richtete Bürgervorsteher Claus Peters das Wort an die Besucherinnen und Besucher in der Kirche. In seiner Rede mahnte er: „Erinnerungskultur lebt davon, dass viele Stimmen zu Wort kommen. Dass wir gemeinsam darüber sprechen, was diese Geschichte für uns bedeutet. Eine demokratische Gesellschaft braucht unterschiedliche Blickwinkel. Sie darf nicht zulassen, dass eine einzelne Gruppe festlegt, wie wir korrekt zu erinnern haben. Wir sind viele – und unser Zusammenhalt entsteht genau daraus, dass wir unser Gedenken miteinander teilen, nicht gegeneinander.“
Dr. Matthias Gillner von der katholischen Gemeinde „Zu den heiligen Engeln“ widmete sich in seiner Ansprache den Themen Flucht, Vertreibung und deren Folgen. So appellierte er: „Die Erinnerung gehört unaufhebbar zu unserem Menschsein. Sie stiftet als individuelles Tun erst persönliche Identität, sie sichert als soziale Praxis kollektive Kontinuität und sie ermöglicht Humanität. Denn ohne Erinnerung gibt es keine tragfähige Orientierung in der Welt, ohne Erinnerung ist verantwortliches Handeln nicht denkbar.“ Matthias Gillner zeigte auch auf, dass das Thema Flucht nicht mit dem Zweiten Weltkrieg beendet war. Menschen aus vielen Ländern der Welt fliehen weiterhin. Sie treffen dabei immer wieder auf Gewalt, Krankheiten, Tod und Hunger. Hinter nackten Zahlen stecken individuelle Schicksale.
Glindes Bürgermeister Rainhard Zug dankte der Gemeinde für die Organisation der Veranstaltung. Auch er machte deutlich, dass Erinnern Geschichte lebendig hält. Anschließend sprach er das Totengedenken. Dieses hatte Bundespräsident Heuss 1952 eingeführt. 2020 wurde es von Bundespräsident Steinmeier ergänzt. Gedacht wird der Opfer, die in Weltkriegen, in Gefangenschaft, auf der Flucht, durch politische Verfolgung, im Auslandseinsatz, durch Terrorismus, Extremismus, Antisemitismus und Rassismus gestorben sind.
Die Gedenkveranstaltung wurde musikalisch durch das nachdenkliche Orgelspiel von Daniel Jarosch und Jochen Rudelt am Cello mit bewegenden Stücken begleitet.
Zahlreiche Glinder Vereine und Verbände hatten auch in diesem Jahr wieder zugunsten einer Spende an den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. für einen gemeinsamen Kranz gespendet und symbolisierten so ihre Solidarität. Bürgermeister Rainhard Zug und Bürgervorsteher Claus Peters sprachen dafür und für das zahlreiche Erscheinen bei der kleinen Gedenkfeier ihren ausdrücklichen Dank aus. Es folgte ein Besuch am Ehrenmal auf dem Friedhof, bei dem Bürgervorsteher und Bürgermeister im stillen Gedenken einen Kranz niederlegten. Anschließend besuchten Rainhard Zug und Claus Peters das Mahnmal für das Zwangsarbeitslager Kurbelwellenwerk Wiesenfeld, um ein Gesteck zu platzieren.