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„Ich will nicht belehren. Ich will vielleicht aufklären und vielleicht Mut machen.“ Schauspieler Gustav Peter Wöhler kommt nach Glinde

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Ein Mann mit Brille schaut zu einer anderen Person
Foto: G2Baraniak Gustav Peter Wöhler spielt in Professor Mamlock

Am 8. Februar 2025 präsentiert der Theater- und TV-Star mit seinem Ensemble ein bewegendes Stück, das aktuelle Bezüge knüpfen lässt - Professor Mamlock

Gustav Peter Wöhler gehört zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Egal ob Bühne, Film oder Fernsehen, überall erweckt er Figuren zum Leben und beeindruckt mit seiner Darstellungskunst und zieht in seinen Bann. Der vielseitige Schauspieler kommt am Sonnabend, den 8. Februar 2025 nach Glinde und spielt im Theater im Forum (Karten im Vorverkauf ab 20 Euro). Er verkörpert die Hauptrolle in Professor Mamlock. Über seine Verbindung zum Norden, das Schauspielleben, die Vorbereitungen und die Bedeutung des Stücks hat der 68-Jährige gesprochen. Gustav Peter Wöhler (GPW) lebt aktuell in Berlin und spielt immer wieder in Hamburg in ausverkauften Sälen, zurzeit z.B. in der Dreigroschenoper im St. Pauli Theater.

F: Schön, dass es mit einem Interview geklappt hat. Waren Sie schon mal bei uns in Glinde?

GPW: Ja, aber das ist Jahre her. Da bin ich mal in Glinde, also nicht direkt in der Stadt, in der Nähe, da wohnten Freunde von mir. Aber das ist das Einzige, was ich weiß. Tut mir leid. Auch wenn ich lange Jahre in Hamburg gelebt habe.

F: Sie sind ja mit dem Norden sehr verbunden. Das heißt, Sie haben lange in Hamburg gelebt.

GPW: Ja, über 40 Jahre.

F: Was macht das mit Ihnen, wenn Sie jetzt wieder in den Norden kommen nach Hamburg, Metropolregion, das Umland. Wie ist das für Sie?

GPW: Also im ersten Moment muss ich sagen, es ist gar nicht so ein großer Unterschied. Seit dem letzten Jahr, in dem wir umgezogen sind, hat sich das auch noch nicht großartig verändert. Also Hamburg gehört zu einem Teil von mir. Also ich fühle mich in Berlin sehr wohl, muss ich sagen, aber ich bin immer noch mit dem Norden verwachsen.

F: Ich mag an unserem kleinen Theater in Glinde, das es einen sehr intimen Rahmen hat und man bekommt mit, was vorne auf der Bühne passiert. Anders als in so einem riesigen Theater, wo man keine Mimik sieht. Da muss ein Schauspieler ja wahrscheinlich auch eher große Gesten an den Tag legen?

GPW: Ja, man muss natürlich dementsprechend den Raum füllen. Das ist eine Sache des Handwerks und der jahrelangen Erfahrung. Also ich merke, wie ich da auf der Bühne agieren muss, um dann dementsprechend kleiner oder größer zu spielen. Wichtig ist ja der innere Impuls. Wichtig ist ja der Figur ein Leben zu geben.

F: Sprechen wir über das Stück. Professor Mamlock spielt in den 1930 Jahren und es geht um einen jüdischen Arzt. Der Nationalsozialismus verändert sein Leben und er will es nicht so richtig wahrhaben. Wer sollte sich Professor Mamlock unbedingt anschauen?

GPW: Jeder Mensch, der Interesse hat an einer politischen Aufführung, sollte sich das anschauen. Also politisch im Sinne, wie verhalte ich mich in Situationen, in denen ich gefordert bin? Es geht ja in diesem Stück um Antisemitismus, es geht hier um die aufkommende Nazidiktatur. Und gleichzeitig, wie verhält sich ein Mensch, der sich dagegen wehrt? Wie verhält man sich da? Wie kann man seine Zivilcourage da stärken. Die Sache ist ja die, der Mamlock ist ja selber ein sehr kaisertreuer Mensch gewesen. Der hat im ersten Weltkrieg gedient. Der hat sich als Jude gesehen, aber der hat sich auch als sehr guter Deutscher gesehen. Er war immer ein Deutscher, ein Teil des Landes. Und das Entsetzliche ist, dass ihm das plötzlich abgesprochen wird und dass er, weil er Jude ist und nicht mehr in diese Nazidiktatur hineinpasst, soll er sich jetzt verabschieden. Und dagegen wehrt er sich. Also es ist auf jeden Fall ein spannendes Stück, ein interessantes Stück, ein ja wichtiges Stück. Gerade jetzt in dieser Zeit.

F: Was meinen Sie, wie kommt man denn an die Menschen heran, die es sich wegen der Geschichte nicht ansehen wollen?

GPW: Das ist schwierig. Man kann nur sagen ich bin dagegen und ich lasse mich von diesen Menschen nicht einnehmen. Ich sehe mich jetzt auch nicht als Schauspieler, der da oben dieses Stück spielt, um da Leute zu belehren. Ich will ja vielleicht aufklären, vielleicht Mut machen, das will ich! Für Menschen, die da unten sitzen und sich das anschauen. Ich schreibe nichts vor. Ich gebe Vorschläge.

F: Sie haben gesagt, Tipps für Zivilcourage geben. Das fällt ja oft in Diskussionen schwer. Was wäre da so ein Tipp, den Sie aus dem Stück mitgenommen haben?

GPW: Durchzuhalten, zu schaffen, durchzuhalten und sich zu wehren bis zum bitteren Ende. Um selber klar zu bleiben, um selber der Mensch zu bleiben, der man ist. Also sich treu zu bleiben. Das habe ich so gelernt aus diesem Stück. Für mich.

F: Professor Mamlock verschließt die Augen vor der sich anbahnenden Katastrophe. Warum macht er das? Ist er einfach naiv?

GPW: Naiv ist er nicht. Es eigentlich jemand, der sich sehr wohl fühlt in seiner Position, in seinem Land. Er wird anerkannt. Am Anfang kommt ja vor, dass er sich sozusagen hat wählen lassen in ein Komitee von der Reichsgründung und ist eigentlich ein ziemlich begeisterter Mensch. Er sagt ja, ich bin von einigen Punkten der neuen Regierung begeistert, weil das sind alles so kaisertreue Regierungssachen, also Mut, Kameradschaft, Sauberkeit, gute Gesinnung und so. Viele Juden haben ja immer gesagt, die hier in Deutschland gelebt haben. Ach, das ist ein kurzer Moment, das hört auf, das wird nicht so passieren. Und haben sich gar nicht darauf gefasst gemacht, wie schnell sie plötzlich in den Strudel der Geschichte und der Nazipartei gezogen werden und dann sozusagen ermordet werden.

F: Mit Ihrer darstellerischen Bandbreite, was macht für Sie den Reiz an dieser Rolle aus?

GPW: Menschen zu zeigen, was möglich ist, wenn man sich gegen eine Meinung wehrt, wenn man seinen Sinn hat, sein eigenes Leben, seine Meinung, seine eigenen Vorstellungen und Gedanken und politischen Vorstellungen, wenn man die verteidigen will, sein Leben verteidigen will, seine Familie. Was das bedeutet. Wie stark man sein kann, wenn man will.

F: Haben Sie einen Tipp, wie das Publikum nach dem Stück damit umgehen kann, um es zu verarbeiten, was da gesagt wurde?

GPW: Nein, habe ich keinen. Jeder Mensch reagiert da anders. Also wir erleben das ja, nach dem Stück ist erst mal eine große Ruhe, bevor Applaus einsetzt. Die Leute sind dann schon ziemlich mitgenommen oder berührt und dann kommt ein Applaus, der sich wirklich steigert. Viele Leute stehen dann auf beim Applaus, um uns zu applaudieren. Das ist sehr bewegend und das berührt uns auch, weil wir merken, dass wir einen Punkt angesprochen haben, der wichtig war und wichtig ist. Also ich denke mal, jeder wird sich da seinen Teil nach Hause nehmen und wird darüber sich seine Gedanken machen.

F: Wir freuen uns sehr auf Ihren Besuch in Glinde. Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

Weitere Infos zum Stück und dem Ticketverkauf unter www.glinde.de/theater.

Karten gibt es in der Stadtbücherei Glinde (Markt 2), jeweils mittwochs von 09:30–13:00 Uhr und donnerstags von 14:00–18:00 Uhr. Nur Kartenzahlung möglich. Auswärtige Theaterliebhaber bestellen per E-Mail an theaterkasse@glinde.de oder telefonisch unter 040 71002-211. Gegebenenfalls fallen Servicegebühren für den Versand an. Karten kosten zwischen 20 und 28 Euro.

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